Von Oliver Gmeinder
Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Sie bei uns auf dem Hof: Eine nagelneue Ducati 848 mit der Zusatzbezeichnung “Evo”, Modelljahr 2012. Von der Motorradpresse als “Meisterstück” bezeichnet ersetzt Sie die seit 2008 im Handel erhältliche 848. Ergänzt um Brembo Monoblock Bremssättel, Lenkungsdämpfer und eine Mehrleistung von 6 PS (vorher 134 jetzt 140 PS) sowie überholter Motortechnik scheint das gute Stück seinem namentlich und technisch gleichbasierendem Vorgänger ordentlich den Rang abzulaufen. “Sie ist Spitzenklasse” (Zitat: www.bikerszene.de Testbericht Ducati 848 Evo).
Für alle Technikfreaks muss ich an dieser Stelle hin und wieder Zitate verwenden oder auf bestehende Artikel zurückgreifen, da ich kein geborener Motorradspezialist bin. Auch ist das wenn man so will eher ein laienhafter Eindruck meinerseits, den ich hier wiedergebe. Einen ausführlichen Test findet Ihr hier. Ich mag dennoch alles was schnell ist und vor allem Spaß macht, daher versuche ich es mal. Auch eigne ich seit meinem 16. Geburtstag den Zweiradführerschein, angefangen mit der “damals” üblichen Führerscheinklasse 1b (bis 80Km/h) über 1a (gedrosselt bis 27 PS) ab dem 18 ten, der schlussendlich dann auf 1 (also ohne Leistungsbegrenzung) umgeschrieben wurde nach einer bestimmten Zeit.
BTW: “Damals” gab es noch das Phänomen Mofa (= Motorisiertes Fahrzeug/ Fahrrad) - siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Mofa - mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von höchstens 25 Km/h. Von der Anmutung her eher ein Fahrrad mit Hilfsmotor. Ich habe das schon zur damaligen Zeit nicht verstanden, waren doch Mofa-Fahrer meines Alters meist die vermeintlich coolen Typen, den Helm am Ellenbogen hängend, mit Fluppe am Zahn und hochgestellten Füssen mit 26,27 Km/h vor sich hintuckernd den Easy-Rider mimten. Ich mein da ist ja meine Oma fast zu Fuß schneller und cool ist relativ subjektiv. Na ja! Vielleicht muss man erwähnen, dass ich zu der Zeit aktiv Mountain-Bike gefahren bin und daher den Mofarockern schon rein geschwindigkeitsmäßig überlegen war. Ganz davon abgesehen, dass ich auch Off-Road und Waldwege gut nutzen konnte. Kurzum: Die Mofajugend meines Alters war mir suspekt! Gut, es gab noch die Spezies “Tuning-Mofas”, die mit einem sog. “Cuppini” Lenker und 50er Satz (also größerem Motor) ausgestattet waren. Das machte dann schon eher Eindruck, war aber gemäß der StVO höchst verboten und kam schon aus dem einfachen Grund für mich nicht in Frage, da ich auf keinen Fall meinen Autoführerschein damit gefährden wollte. Aber wir schweifen ab…
Jedenfalls habe ich seit dem 16. Geburtstag immer ein motorisiertes Zweirad unter dem Hintern und just mit dem 18. Geburtstag ein echtes Motorrad per definitionem. Damals eine Yamaha XT 350, eine Enduro. Gefolgt von Honda Dominator 250 & 650, Husqvarna TE 610, Suzuki RFR 600 u.a. Mein letztes “Mopped” (da wars wieder) zählte dann schon eher zur Kategorie “Dampfhammer”, eine Kawasaki ZX12-R mit geschmeidigen 178PS + RAMAIR (eine Art Power Boost Luftzufuhr, die bei höherer Geschwindigkeit auch dem Motor durch den Gegenwind mehr Luft zuführte und so Extraleistung versprach). Damals übrigens das schnellste Serienmotorrad der Welt und Kawasakis Ü300 Antwort auf die besser bekannte Suzuki Hayabusa. Will sagen, ich habe durchaus Zweiraderfahrung und fahre glücklicherweise seitdem auch punkte- und unfallfrei. Ja, ich habe die Teile im Griff und sicher den einen oder anderen Wheelie auf dem Konto oder andere Sperenzchen probiert. Auf eine Rennstrecke hat es mich aber mit dem Mopped (Upps! )nie gezogen und auch habe ich nicht bei den damals üblichen “Was-können-wir-in-der-Kurve-alles-anschleifen” Challenges mitgemacht. Angefangen beim Knie, über Ellenbogen bis hin zum Kinn waren da einige Übermotivierte dabei zu der Zeit. Ich war eher Hobbyfahrer – just for Fun und sah das als Ergänzung zum Auto als Spaßgerät an.
Hier ein Bild meiner damaligen Kawa:
Vor jeder Ausfahrt oder und in Gesprächen ging es aber immer ums das “Mopped”, auch wenn man von Harley Davidson (Gruß an den Zahnarzt), Rennmaschine oder Enduro sprach. Das Moped (mit einem P) ist lt. Definition ein “Motorpedalfahrzeug”, wo wir wieder beim Thema Mofa wären… Egal, ich habe es nie verstanden. Eine Erklärung könnte sein, dass man über die Bezeichnung Mopped mit Doppel P und schnell gesprochen eine Art Fachbegriff entwickelt hat, der sich wie ein Virus verbreitet und genau das bezeichnet, was man demjenigen gegenüber mitteilen möchte – eben s` “Mopped” ™. Lassen wir es dabei.
Nun denn, widmen wir uns also wieder BlackBeauty – der ungeküssten Schönheit aus “Bella Italia”, die sich im Rahmen einer Filmproduktion bei uns eingefunden hatte. An dieser Stelle der Hinweis auf den Ducati Spezialisten Braun & Eschenbacher (www.braun-eschenbacher.de) in Fürth, aus dessen Hause “die Duc” stammte. Nachdem BlackBeauty den Drehtag heil überstanden hatte, stand Sie da so rum bei uns auf dem Hof und ich muss gestehen mir gefiel was ich sah…
Mattschwarz, tief geduckt, eine klare prägnante Seitenlinie und in Summe eine geniale Form: So muss ein “Mopped” ™ aussehen finde ich. Schlüssel liegt auch noch irgendwo rum, also nichts wie in die Klamotte und drauf. Ich musste leider direkt feststellen, dass ich mit 1,92m nicht die Idealmasse für die Duc hatte, stießen doch meine Knie beide links und rechts genau an der Seitenkante des Tankdesigns an. Auch habe ich mir beim vollen Einschlagen des Lenkers direkt die Finger zwischen Lenkergriff und Frontverkleidung eingeklemmt. Das grenzt wirklich an einem Konstruktionsfehler. In etwa vergleichbar damit, wie wenn man sich beim Einlenken im Auto die Finger an einem messerscharfen Blinkerhebel wund schlagen würde. Ein NO-GO! Ich muss doch im Stand fürs Rangieren den Lenker voll einschlagen können, ohne mich schmerzlich einzuklemmen?!
Vorsicht also beim Lenkeinschlag!!! Das kann schmerzlich enden, vor allem wenn man mal eben ohne Handschuhe rangiert.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Wenn man es weiß, dann achtet man einfach darauf; ist eben eine Diva!
“Die Ducati 848 Evo ist eine unverschämte Rennmaschine mit Beleuchtung und Blinkern. Unbequem, mit hartem Sitz, einer extremen Sitzposition, mit flacher Scheibe, einer schlechten Reichweite und noch schlechterer Sicht durch die Spiegel. Aber all dies wird aufgrund des guten Handlings verziehen“ (Bikerszene).
Ich merk schon, dass gehört wohl so… Also Startknopf gedrückt und los. Cool finde ich den Sound des 849 ccm V-Twin Zweizylinders. Drehzahl, Tankanzeige und Tacho wird alles in digitaler Form gut sichtbar angezeigt. Wer möchte kann sich Rundenzeiten usw. ebenfalls in der Anzeige einblenden. Erinnert ein wenig an Knight-Rider. Bei meiner Fahrt in der Stadt, auf der Landstraße sowie einem kurzen Autobahnstück fällt sofort eines auf: Die Bremse ist hypergenial-fantastomanisch-brutal-brachial und das ist milde ausgedrückt. Man muss regelrecht Angst haben, dass man nicht ungewollt einen Nose-Wheelie an der Ampel hinlegt. Unglaublich welch gute Dosierbarkeit und kindlich leichten Druckpunkt das Brembo System dem Fahrer bietet. So eine Bremse hätte ich gerne im Auto.
Fahrdynamisch fällt wirklich auf, dass Sie wieselflink und fast schon wie ein “Mofa” manövrierbar ist von Kurve zu Kurve. Der 180er Schlappen hinten krallt sich fest in den Asphalt und das Fahrwerk bietet auch Laien subjektiv gute Reserve und gutmütige Fahrbarkeit. Die 140PS haben mit den 168 KG leichtes Spiel und wenn man will geht es ordentlich voran. Motorrad typisch sind die hohen Drehzahlen, die für Autofahrer etwas gewöhnungsbedürftig sind –hat die Duc die Maximalleistung nämlich bei 10.500 U/Min; eine Drehzahl bei der so ziemlich jeder Automotor den Heldentod gestorben wäre, würde es keine Drehzahlbegrenzer geben. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist, war das Drehmoment. Sprich, da ging es von unten heraus schon richtig zur Sache, was aber mit steigender Drehzahl nicht weniger wurde. Bei meinen Japanern war das unten herum eher etwas mau.
Reißt man am Gasgriff, geht die Duc ab wie ein durchtrainierter paarungswilliger Zuchthengst, dem man mit der blanken Hand überraschend auf den Hintern schlägt. Sagen wir es mal so: Das sollte man sich gut überlegen :-) Der Vortrieb endet dann erst bei ca. 260 Km/h. Den Sprint auf 100 legen geübte Fahrer in 3,3 Sek. hin.
Sie ist einfach kein Eisdielengefährt, sondern eher auf der Rennstrecke Zuhause. Eine Duc will gefahren werden und Sie lebt mit jeder Kurve erst so richtig auf. Ihr volles Potenziel konnte ich leider nicht ausloten, aber der Fahrspass hat Hunger auf MEHR gemacht.
Fazit meiner Erfahrung mit der Duc:
Eine Schönheit ist Sie, sehr schlank und mit vielen Reizen. Bissig, voller Temperament und Emotion. Nicht so langweilig perfekt wie die japanischen Supersportler, aber dennoch wunderbar. Eine italienische Diva eben, die jeden der 13.250€ Kaufpreis Wert ist. Ich bin allerdings mit 1,92 m schlicht zu groß für Sie.
Hi Jasmin, die Duc hatten wir im Rahmen eines Pilotfilmdrehs bzw. Vorstellungsfilmes für ein Online-Automobilformat bei uns. Einen Kurzauszug ersiehst Du hier. Das finale Format ist immer noch in der Umsetzung. VG AMPR
jetzt hab ich mal ne frage in welchen film hat die duc mitgespielt weil ich hab die mir nämlich gekauft :)
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Hi Jasmin, die Duc hatten wir im Rahmen eines Pilotfilmdrehs bzw. Vorstellungsfilmes für ein Online-Automobilformat bei uns. Einen Kurzauszug ersiehst Du hier. Das finale Format ist immer noch in der Umsetzung. VG AMPR
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